Update vom 17.10.2020
Die Möwe Bouscoul wurde gestern in die Freiheit entlassen. Nicht weit entfernt von ihrem Fundort. In einem geschützen Hafen- und Gezeitengelände, das die Heimat ihrer Kolonie sein dürfte. Wie kam es dazu? Nachdem sie von zwei Tierkliniken aufgegeben wurde (sog. „fatale Flügelfraktur“). Es ging nicht anders. An Sturmtagen war sie kaum noch zu halten. Um zudem generell bei jeder Gelegenheit zu zeigen, dass die Wunden verheilt sind und sie bereit ist mit ihrer Behinderung optimal umzugehen. Was zunächst Ruhe, Zeit, eine gute Ernährung und anschließend viel Training benötigte. Was Tieren in der freien Wildbahn nach schweren Verletzungen in den meisten Fällen nicht zur Verfügung steht, um überleben und sich entsprechend effektiv an die neuen körperlichen Begebenheiten anpassen zu können.
An starken Windtagen verweigerte Bouscoul sogar ihr Lieblingsfutter, um stattdessen den ganzen Tag Flugübungen zu unternehmen. Das war ihr an jenen windreichen Tagen wichtiger als die Nahrung. Da diese Vögel schwerer und träger macht. Als man sie dabei von Nahem beobachtete, gab sie sich besonders viel Mühe. Sie wollte, dass man ihren Willen und ihre Bemühungen als Mensch erkennt. Ebenso ihre Fortschritte. Ein weiteres Kriterium war, dass sie längst damit begann, Fluginsekten auf der Wiese hinterherzujagen und regelmäßig nach Futter im Gras zu suchen.
Wenn sie sich in diese große, teils geschützte Hafen- und Gezeitenlandschaft mit Inseln auf eine Weise intelligent einfügen wird, wie sie es auf einem dazu engsten Grundtück unter vielen anderen Tieren und Menschen äußerst beeindruckend über einen Zeitraum von vier Monaten tat, wird sie trotz ihrer Behinderung Überlebenschancen haben. Dort nicht zu bestehen steht die Gefahr gegenüber, eines nachts auf dem Grundstück von einem Beutegreifer überrascht zu werden. Je länger die Nächte werden und je spärlicher das Nahrungsangebot in der Natur, desto stärker steigt hierzu die Gefahr. Nicht umsonst zogen sich die Gänse vom Weiher aufgrund der kürzeren Tage zurück, so dass die Möwe dort in den Nächten nunmehr alleine war. Da sie auf dem Grundstück frei lebte, hätte sie auch eines Tages verschwinden können. Ohne sofort einen geeigneten Lebensraum zu finden, was sie kaum überlebt hätte. Die unübersichtliche, teils befahrene Umgebung hatte sie wohl davon abgehalten, anfängliche „Flucht“gedanken aufrechtzuerhalten. Sie schätzte jenen Ort, da sie schnell bemerkte, dass sie dort willkommen war. Und ein Mensch sich intensiv ihr annahm, um ihre Situation zu verbessern. Ihre Flugfähigkeiten noch steigern. Dies wird sie nur in Freiheit können. Auf dem Grundstück wäre sie in ihrer Entwicklung stagniert und unterfordert gewesen. Sie wird nicht mehr fliegen können wie früher und wird mit ihrer Sonderrolle leben (müssen).
„Schön ist es im Meer“. Mit diesem Satz weckte man sich heute Nacht selbst auf. War das die Möwe Bouscoul? Welche die umwässerte Weite in der klaren Nacht gerade genoss, die ihr automatisch Schutz gewährt? Ohne die stetigen Gefahren, die auf dem trockenen Land hinter jedem Grasbüschel drohen (könnten). Und so ließ sich Bouscoul leicht einfangen, um sie in die Freiheit zu bringen. Diese sofort hoch konzentriert.
Gleichzeitig ruhig und entspannt. Etwa noch Hundert Meter sind es zu ihren Artgenossen. Die diesen Bachlauf als Süßwasserquelle und Badestelle nutzen. Sie lässt sich Zeit im Bach. Trinkt. Nimmt ein Bad. Danach nimmt sie Futter an (bei der Auswilderung). Wie intelligent das ist, um den ersten Tag der Orientierung futtermäßig stressfrei abzusichern. Danach eine kurze Siesta auf einem höheren Felsen im Bachlauf. Und dann stand sie auf.
Ihr Blick Richtung Freiheit gerichtet. Und machte ihr Gefieder flott. Danach begab sie sich auf den Weg zu ihren Artgenossen. Weder euphorisch noch ängstlich. Jedoch zielstrebig. Sie badete sich unter diesen erneut und flog – wie selbstverständlich – auf einen benachbarten Felsen, den bereits andere Möwen nutzten. Besser, als man es für möglich hielt. Dort machte sie neben den anderen Möwen eine Rast. Um sie zu entlasten, d.h. damit sie sich unter ihren Artgenossen entspannen konnte, entfernte man sich von diesem Ort. Als man nach einer Stunde zurückkam, war sie verschwunden. Ein Teil der Möwen begab sich wegen der kommenden Flut näher an den Strand. Der andere Teil auf eine Insel in der Nähe. Da man sie am Strand nicht mehr ausfindig machen konnte, musste sie den längeren Weg auf die Insel angetreten haben. Zusammen mit ihren Artgenossen.
Die hellen Flecken auf dieser Insel sind überwiegend Heringsmöwen. In diesem Pulk müsste sie sich befunden haben. Mit dem bloßen Auge war sie dort jedoch nicht auszumachen. Und so fand man sie auch heute nicht, um ihr nochmal zuzufüttern. Sie ist offenbar bereits unter ihren Artgenossen gelandet. Indem sich Heringsmöwen etwas mehr zurückziehen als die Silber- und Mantelmöwen. Wohl besser so, damit sie dort schnellstmöglich lernen kann, mit ihren vorhandenen Fähigkeiten selbst an Futter heranzukommen. Sie war es gewesen, die mehr als deutlich gezeigt hatte, zurück in die Freiheit zu wollen, und sich das zutraut. Und keine träge Hausgans werden wollte.
Gleichwohl sie sich als wildes Tier mit einem Menschen über Monate hinweg verband und diesem großes Vertrauen schenkte. Man las, man könnte von wilden Tieren keine Dankbarkeit bei einer aufwändigen Pflege erwarten. Dabei sind es dieses Vertrauen, jene Vernunft und zur Schau gestellte Zufriedenheit von wilden Tieren unter ungewohnten Verhältnissen, die als ein großes Geschenk an den Menschen aufgefasst werden können.
Lebe wohl Bouscoul. Und welche Geduld du an den Tag gelegt hattest. Welchen Lebenswillen. Welche Weisheit.
Update Ende
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Bereits sein Leben lang war man Möwen zugeneigt. Boten der Meeresküste. Freiheitsapostel.
Gewandte Flieger. Hübsche Vögel. Nicht umsonst wurde dieses Video hier bereits gepostet:
Sie wirkte – anders wie heute (vgl. nächstes Bild) – wie ein Häufchen Elend, als man jene Möwe entdeckte. Erst auf dem Rückweg entlang eines erhöhten Felsenvorsprungs. Obwohl zunächst nur ihr Köpfchen hinter einem Felsen hervorsah, war einem sofort klar, dass sie verletzt sein musste. Indem sie andernfalls bereits weggeflogen wäre.
Erwachsene Möwen dieser Größenordnung (Heringsmöwe) können durchaus selbstbewusst sein, sind jedoch überwiegend Fluchttiere, die dafür ihre Flügel verwenden. Und dies alles an einem Abend, an dem man eigentlich zuhause bleiben wollte. Jedoch sah man mehrere Seehunde an dieser Stelle einen Tag zuvor, von denen einer recht nahe kam. Diese ließen sich den Tag darauf nicht mehr blicken.
Stattdessen konnte dort nachfolgender Naturablauf beobachtet werden:
Eine erwachsene Möwe bricht sich einen Flügel, womöglich bei einem Manöver im bewegten Wasser, und rettet sich auf eine kleine Felsenerhöhung. Damit fällt sie aus ihrer Natur-Rolle heraus. Kann sich nicht mehr ernähren. Wird dadurch gezwungen, ihren langjährigen Partner samt Brutgehege aufzugeben. Verliert darüber hinaus ihre Kolonie, die ihr Schutz gewährte. Zudem ist sie nun Füchsen, Mardern und anderen sog. Fressfeinden schutzlos ausgeliefert. Was jedoch wiederum deren logische Natur-Rolle ist, wie wir in dem Beitrag über Haie, Krokodile, Leoparden etc. gesehen haben.
Sollte man nun sein Herz verschließen und nicht eingreifen in diesen Natur-Prozess? D.h. die Möwe sich selbst überlassen, so wie sie von ihren Artgenossen der Natur überlassen wird? Was ihrem sicheren Tod gleichkäme. Der Natur-Logik nach. Indem Möwen keine Gnadenhöfe für verletzte Artgenossen betreiben (das können und machen nur Menschen, d.h. Verantwortung übernehmen für kranke Menschen oder Tiere). Würden dies Möwen unternehmen, also Verantwortung für verletzte Artgenossen übernehmen, könnten diese in ihrer Gesamtheit nicht überleben. Dies ging einem durch den Kopf, als man die hilflose Möwe sah und andere Möwen über sie hinwegflogen, um zu ihren sicheren Schlafplätzen zu gelangen. Indem man erahnte, was auf einen zukommen könnte, wenn der Flügelbruch nicht mehr heilbar wäre. Wie es sich nun im Nachhinein herausgestellt hat (Diagnose von zwei Tierkliniken; eine davon u.a. spezialisiert auf Vögel).
Kurzum: Man entschied sich, die Möwe einzufangen. Immerhin suchte diese abends einen Ort am Rande eines Parkplatzes auf, der von Menschen benutzt wird (dort unter Umständen Futter wie Essensreste von Touristen und Sicherheit vor Füchsen etc. zumindest in der Dämmerung). Zudem hinterließ sie nicht den Eindruck, vor einem final fliehen zu wollen. Außerdem hatte man just ein paar Tage zuvor einen Platz kennengelernt, an dem sie in möglichst natürlicher Umgebung aufgepäppelt werden könnte. Zum Einfangen und für den Transport bedurfte es jedoch einem schließbaren Karton. Dieser musste erst besorgt werden. Ebenso die Zustimmung des vogelzugeneigten Grundeigentümers. Sollte die Möwe in dieser Zeitspanne nicht mehr auffindbar sein, und man beeilte sich, würde die Natur ihren Lauf nehmen. Andernfalls würde man sie mitnehmen, d.h. die Verantwortung für ein wildes Tier übernehmen.
Damit nahm das Schicksal seinen gemeinsamen Lauf. Eine Möwe, die in eine neue Rolle abseits ihres gewohnten Lebens mit ihren Artgenossen schlüpfen muss. Ein Mensch, der kurz davor war, sich von allem zu lösen, und nun an einen Vogel gebunden ist (neue Rolle). Denn die Möwe verblieb an jenem Ort und ließ sich nahezu freiwillig einfangen (das ließe sie heute von unbekannten Menschen nicht mehr mit sich machen).
Völlig unvergesslich der Augenblick, als die Möwe nach dem Transport gefüttert wurde. Trotz des Stresses und neuen Umgebung gabelte sie mit ihrem Schnabel den gesamten Fisch auf dem großen Teller auf und schluckte diesen in einem Satz herunter. So dass man zunächst daran denken konnte, dass sie an jenem Kloß im Hals ersticken würde. Derart ausgehungert und lebensbegierig war diese Möwe. Jedoch ließ sich die Möwe nach dem ersten Klinikbesuch, wozu man sie erneut einfangen musste, nicht mehr blicken. Sie verschanzte sich in einer Scheune, in der sie zunächst untergebracht wurde. Als man selbst daran dachte, aufzugeben, da die Möwe sich wohl nicht mit ihrem Schicksal zurechtfinden kann, kam sie pötzlich aus ihrem Versteck hervor, ass reichlich, trank hinterher genussvoll und putzte sich anschließend überergiebig nach dem Motto: „Schreibe mich bloß nicht ab“.
Man ließ das Tor zur Scheune geöffnet. Die Möwe folgte einem aus der Scheune, so dass sie ihren neuen Lebensraum auf diesem Grundstück selbst entdecken durfte.
Eine Möwe namens Bouscoul. So getauft von einem Bretonen. Als bretonische Bezeichnung für diese Möwe.
Ein Vogel, der fast alles verlor, was er besaß, und dennoch das einzige wählte, was immanent in ihm verblieben war. Sein Leben, das ihm bis heute äußerst heilig ist.
Hatten wir es im letzten Beitrag nicht vom Leben und Tod? Und dass Menschen herrschen, die den Tod über das Leben stellen. Man beachte jedoch den Lebenswillen dieser Möwe. Sie würde an der Bruchwunde sterben. So zwei Kliniken, die sie aufgaben. Und dennoch hat sie die Wunde überstanden auf natürlichem Weg und lebt bis heute. Dann wurde im letzten Beitrag, der etwas abrupt endete, angesprochen, dass man getrost diese Welt verlassen könnte, wenn man Flügel besäße. Um aus einem irdischen „Gefängnis“ für Menschen auszubrechen. Wie ähnlich das Schicksal dieser Möwe, die nun nicht mehr einfach davonfliegen kann, wenn ihr etwas nicht passt. Sie muss lernen, mit diesen Hindernissen zu leben, was sie auf eine äußerst vorbildliche Art und Weise unter „Aufsicht“ eines ebenso erhabenen Lamas an der Seite von Gänsen und anderen Tieren bisher eindrucksvoll wie durch Wunder tut.
Durch geschicktes, vorausschauendes Ausweichverhalten hat es die Möwe Bouscoul geschafft, ihr Platzrecht auch oberhalb des Weihers durchzusetzen. Mit den Hühnern gab es anfangs zwei Konflikte, da diese Angst vor Möwen haben. Bei diesen Konflikten gab die Möwe sofort nach, suchte das Weite und verteidigte sich nicht, was die Hühner offensichtlich umstimmte (Vertrauen in die Möwe). Inzwischen wird die Möwe von allen anderen dort lebenden Tieren toleriert. Vorbildliches Verhalten in möglichen Konfliksituationen. Denn Gänse, Hühner und selbst Schafe machen ebenso Platzrechte geltend. Stille Dominanz auf ihren bevorzugten Felsen ohne sichtbare Machtansprüche. Das im Hintergrund ist ein Bär. Könnte man jedenfalls meinen. Eine äußerst korpulente Ziege, die ebenso Platzrechte dort besitzt. Äußerst zurückhaltend die Krähen, die stets warten, bis die Möwe fertiggespeist hat. Friedlich gesonnen ebenso die dort lebenden Katzen, die Beutegreifer abschrecken. All diese Tiere leben dort frei und dienen nicht menschlichen Ernährungszwecken (keine Nutztiere), was deren Charakter sehr positiv ausgeformt hat.
Damit hat diese Möwe einem stark geholfen. Indem man unter Gewissensbissen leiden würde, wenn sie stattdessen den Anschein erwecken würde, unglücklich zu sein (dann wäre sie wohl auch an der Wunde gestorben oder würde Futter allgemein verweigern). Da man nunmal entschieden hatte, sie einzufangen, d.h. die Verantwortung zu übernehmen, und von Anfang an klar war, dass man sie nicht flugunfähig aussetzen oder gar unmittelbar töten lassen würde (letzteres würde nach Erkundigungen in bretonischen Auffangstationen drohen, da diese überfüllt sind mit verletzten oder verschmutzten Wasservögeln und die Plätze für diejenigen Vögel benötigen, die wieder ausgewildert werden können). Stattdessen hat man ihr bis heute viel Zeit und Kraft geschenkt, damit der Übergang funktionieren kann, indem Vertrauen und Zuneigung bei gleichzeitiger Distanz (Freiheit) erzeugt wird. Es gab Fluchtversuche. Diese hat die Möwe inzwischen eingestellt, nachdem sie auf diesem Grundstück der Freiheit überlassen wurde. Ihr Wunsch war, selbstständig draußen zu nächtigen. Frei von menschlichen Zwängen und Zeiten zu sein. Dazu mussten auf dem Wasser erst Plätze geschaffen werden, die nun auch zwei Gänse als Schlafgelegenheiten nutzen, womit die Möwe nachts nicht alleine ist.
Großmöwen sind unter Menschen teils etwas in Verruf geraten, da diese Touristen Futter wie Pommes und Eiscreme stehlen etc., und dabei den Eindruck erwecken obergierig zu sein. Daran lässt sich jedoch erkennen, wie chronisch hungrig diese Möwen sind. Denn Bouscoul rührt weder Brot noch Gebäck, weder Pommes noch Käse etc. an.
Nun hat sie gesichertes Futter, frisches Wasser (Grundwasser), Felsen und einen recht sicheren Schlafplatz samt wachsamen Mitbewohnern. Dazu einen treuen Zweibeiner, der mehr als regelmäßig nach ihrem Wohl schaut und dabei in der Regel mehr Futter heranschafft, als sie verzehren kann, obgleich man als Veganer selbst nicht an diesem Futter interessiert ist (im Gegenteil). Der Natur-Vernunft nach wäre es nicht geschickt für eine Möwe, diesen Platz ohne Flugmöglichkeiten zu verlassen. Das entspricht Natur-Logik, d.h. Vernunft, an der sich die Möwe orientiert und was ihre Freiheit ohne Gitter und Käfig ermöglicht hat. Sämtliches Futter wird zuvor in Meerwasser eingelegt (Salze, Mineralien etc.). Zudem steht mit Salzwasser gemischtes Süßwasser zum Trinken zur Verfügung. Möwen können Salzwasser trinken. Das überschüssige Salz wird hinterher über Drüsen ausgeschieden. Zu beobachten ist jedoch, dass Möwen gerne an Flussmündungen trinken (wo sich beide Wasser vermischen).
Im Vergleich zu Silbermöwen sind Heringsmöwen etwas filigraner gebaut und weniger dominant am Boden, dafür die gewandteren Flieger und Schwimmer (häufiger Offshore unter natürlichen Bedingungen). Obgleich diese Möwe nicht mehr fliegen kann, kann man ihre Freude entdecken beim ausgiebigen Schwimmen und Baden im Weiher. Neulich flüchtete sie vor einer ihr noch unbekannten Katze. Überraschend war die Geschwindigkeit und Dynamik, welche sie – unter Hilfenahme ihrer Flügel – entwickelte. So dass die Wunde gut verheilt sein muss. Großmöwen genießen einerseits Respekt unter vielen Tieren, da sie ihren Hals wie eine Gans ausfahren können mit einem wirksamen Schnabel. Andererseits sind sie leicht gebaut wegen der erforderlichen Flugfähigkeiten, und spezielle Beutegreifer wissen, wie man Vögeln an den Hals geht. Möwen richten sich deshalb gerne rückwärts zur möglichen Gefahrenquelle in der Nacht aus, um den Hals zu schützen und wirksam nach hinten mit dem Schnabel agieren zu können. Deshalb ist deren Hals so elastisch. Ebenso, damit sie mit wenig Aufwand einen vollständigen Blick in alle Richtungen haben, um ihrer Rolle als vorausschauende Tiere unter teils erschwerten Bedingungen gerecht zu werden. Mantelmöwen sind ähnlich gefärbt, jedoch deutlich größer. Insbesondere wegen deren noch stärker ausgeprägten Rolle als Aasvertilger (Meeressäuger). Somit ersichtlich, dass sich ebenso die Großmöwen die Aufgaben unter natürlichen Bedingungen aufteilen (Stichwort: „Natur-Logik“).
Es wurde ein Parkour für die Möwe entwickelt, der zum Schlafplatz führt (ganz hinten) und selbst wasser- und klettergewandten Beutegreifern bei Unkenntnis dessen Verlaufes Schwierigkeiten bereiten könnte (die teils zentnerschweren Steine schleppte man eigenhändig an, was ein gutes Training war 🙂 ). Zumindest würde ein Beuteversuch Lärm erzeugen (Warnrufe der Möwe, Geschnattere der Gänse, Stürze ins Wasser etc.), was Beutegreifer in der Regel mit schnellen Zugriffen verhindern wollen. Gleichwohl die Möwe nun in der Nacht Beutegreifern ausgesetzt ist. Dafür ist sie frei, was ihr Wunsch war (s.o.). Wenn dies eines Tages geschehen sollte, hätte der Natur-Weg seinen Lauf genommen. Dieses Schicksal kann auch Gänsen und Hühnern drohen, die abends nicht komplett eingeschlossen werden. Wilden Vögeln ebenso. Ein ausreichender Wasserstand bei stets wachsendem Heimvorteil würde sie aufgrund ihrer Schwimmfähigkeiten (s.o.) am besten schützen.
Deutlich sichtbar jedoch die Schäden dieser Dürre in der einst stets grünen Bretagne. Das ist ein Grundwasserteich. Bei gewohnten Wasserverhältnissen ist der rechts abgebildete Bereich eine Insel. Der höhere Teil des Teiches ist allerdings längst trocken. Frösche, Kröten und Fische leben dort. Diverse Reiher- und Entenarten sowie die bunten Eisvögel schauen täglich vorbei (letztere sind am wenigsten scheu, da sie nicht mit Bleiflinten bejagt werden). Wenn der Wasserpegel weiter sinkt, fällt nicht nur der nächtliche Schutz für die Möwe, sondern es bricht ein wichtiger Wasserbereich für Tiere weg, den viele zum Trinken in Notzeiten nutzen. Je stärker dieser Grundwasserspiegel fällt, desto schwieriger wird die Wasserversorgung und Ernährungssituation (Landwirtschaft) der Menschen. Sonne ohne Regen. Danach streben viele in ihren Ferien. Man selbst sehnt sich seit Monaten nach Regen.
Man hatte das wachsame Lama als Hüter der Schafe in einem geeigneten Moment angesungen, in der Nacht auch ein Auge auf die Möwe zu werfen. Als Reaktion ein deutliches Schütteln mit den Ohren. Und in der Tat thront das Lama seitdem nachts nicht weit von der Möwe entfernt. Hinter dem Weiher an der verwilderten Stelle sitzt meist die wildeste der Katzen in erhöhter Position und leckt sich gelassen die Tatzen. Die Gänse nahmen neben der Möwe Platz (bis dahin schliefen sie bei den Hühnern). All diese Tiere sind miteinander verbunden. Eine Gefahrengemeinschaft, die sich nicht auf Menschen verlassen möchte, womit man als Mensch Vertrauen statt Sorgen aufbauen sollte.
Jedenfalls hatte man hier viel über Tiere geschrieben. Dem folgte die Praxis auf dem Fuß, was nicht immer einfach war wegen der gravierenden Diagnose. Indem man wilde Tiere nur höchst ungern in menschlicher „Gefangenschaft“ sieht (diese gehören in die Natur) und man die Möwe gerne wieder flugfähig freigelassen hätte. Und mangels Erfahrungen mit Großmöwen bis zu diesem Zeitpunkt. Zumal man einen starken Schutztrieb in solchen Angelegenheiten entwickelt, der bei einem selbst Sorgen auslösen und das Tier etwas unter Druck setzen könnte wegen der überhöhten Aufsicht. Was die Verbindung zur Natur in den letzten Wochen intensivierte und beeindruckte wegen der hohen Vernunft der Möwe, was zu den übrigen Beiträgen über vernünftige Tiere passt. Vernunft und Logik, die der im ständigen Takt redseligen Menschenwelt bisher fehlen. Vielleicht sollten wir allmählich anfangen, von Tieren zu lernen (bevor es zu spät ist), um untereinander und im Verhältnis zur Umwelt besser auszukommen. Dazu müssten Natur und Tierwelt zunächst realiter betrachtet und ausreichend verinnerlicht werden. Denn auch in diesem Bereich wurde die Menschheit grundlegend getäuscht:
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Bei einer Taube hatte man zuvor mehr Erfolg, was die Auswilderung nach einer Flügelverletzung betraf:
Fais-le bien, ma petite chérie – Von Tauben, Delpinen, Haien und Menschen
Vielleicht folgt eine Fortsetzung, indem noch eine andere Möwe den eigenen Weg kreuzte. Eine junge Silbermöwe, die ihren Eltern davonlief. Möwen sind Nestflüchter, was zum einen der Hygiene dient und zum anderen mehr Sicherheit bietet. Deshalb jene Färbung von Jungmöwen, die sich farblich von Felsenlandschaften kaum abheben. Derartiges kann passieren in Hafenortschaften, wo Möwen auf Dächern brüten. Da es für die Eltern schwierig ist, ihre noch flugunfähigen Kücken über Wochen in belebten Fußgängerzonen zu füttern. Jedenfalls wurde diese dort abgegeben und man übernahm deren Elternrolle parallel zur Pflege der verletzten Heringsmöwe. Bis sie eines Tages davonflog. Nicht alleine, sondern mit einer Gruppe von Silbermöwen, die just in diesem Moment über das Grundstück Richtung Meer flogen. Sie zögerte kurz, blickte einen nochmals an. Dann streckte sie ihren Kopf Richtung Himmel und hob gewandt mit ihren breiten Schwingen endgültig ab.
Sobald Möwen fliegen können, stellen die Eltern die Fütterungen in der Regel ein, so dass auch die anderen Jungmöwen, die Eltern besitzen, ihre Ernährung sichern müssen. Die Zeit der Geschenke ist dann vorbei. Durch ihren optimalen Ernährungszustand (überdurchschnittlich groß und kräftig) hatte sie geeignete Voraussetzungen, um selbstständig überleben zu können. Aufgeladen mit Energie und Selbstbewusstsein, so dass ihr selbst die Gänse großräumig aus dem Weg gingen. Mit jedem weiteren Tag in menschlicher Obhut hätte sie wertvolle Erfahrungen eingebüßt, die sie zum langfristigen Überleben benötigt. Auch jene Möwe legte eine hohe Vernunft an den Tag, so dass deren Aufzucht keine Schwierigkeiten bereitete. Mehrere Tage im Freien verwendete sie für Flugübungen, ohne dabei das Grundstück verlassen zu haben. Eine Silbermöwe aus der Nähe heranwachsen zu sehen, war für einen selbst äußerst beeindruckend und rührend zugleich, obgleich die Trennung zunächst etwas schmerzte.